Hattest Du schon mal das Gefühl, dass sich durch den Besuch einer bestimmten Landschaft Dein Befinden ändert? Beispielsweise bist Du in die Berge gefahren und warst vorher auf dem flachen Land. Oder Du warst zu Hause und bist von dort aus ans Meer gefahren. Dort angekommen änderte sich Deine Stimmung. Nicht, weil es vom tristen Alltagsleben in den lang ersehnten Urlaub ging. Sondern, weil Du von einer anderen Landschaft umgeben warst.
Möglicherweise ist Dir auch gar nicht aufgefallen, dass Du anders gestimmt warst. Du hast es lediglich wage gespürt und nicht mit der Umgebung in Bezug gebracht. Oder Du hast sehr wohl wahrgenommen, wie sich die Landschaft um Dich herum auf Dein Befinden auswirkt, ohne es ernst zu nehmen.
Egal, ob Du Deinem Gefühl geglaubt oder es ein bisschen als Spinnerei abgetan hast, Dein Körper hat Dir in jedem Fall die richtigen Signale geschickt. Denn:
Landschaften wirken sich unterschiedlich auf Dein Befinden aus.
Vor einiger Zeit war ich ein paar Tage im Westen der Eifel unterwegs, an der Grenze zu Belgien. Da gibt es neben vielen Pferden und Kühen auch richtig viel Natur. Einige der Dörfer mit ihren alten, aus Kalksteinblöcken gemauerten Häuser erinnerten mich an Schottland, was mir gut gefiel.
Wohlgefühlt habe ich mich in dieser Gegend dennoch nicht besonders.
Was nicht an den wirklich netten Menschen lag, sondern viel mehr an den engen, Schluchten-artigen Tälern, in denen einige der Ortschaften dort liegen. Das bekannte Eifeldorf Monschau ist ein gutes Beispiel dafür. Berühmt durch seine mehrstöckigen, schmalen Fachwerkhäuser und engen Pflasterstein-Straßen, durch die an manchen Stellen maximal ein Auto gleichzeitig hindurch passt, liegt der Ort von steilen Berghängen abgeschirmt in einem engen Tal; wie in einer tiefen Furche aus der es nur einige wenige Wege hinaus gibt, meist auf schmalen Straßen in Serpentinen den Berg hinauf.
Mir tut eine solche Umgebung nicht gut. Sofort fühlte ich mich regelrecht beklemmt. Ich flüchtete schnell auf die umgebenden Höhen und spazierte dort an der frischen Luft, immer nach dem Horizont Ausschau haltend, den Blick möglichst in die Weite gerichtet. Dort konnte ich wieder durchatmen und mein Pulsschlag beruhigte sich, mein Kopf, im Tal unten noch eng, weitete sich oben angekommen und wurde wieder frei.
Evolutionsbedingt wird eine bestimmte Art von Natur übereinstimmend als schön empfunden.
Nicht alle Menschen reagieren auf Enge und eingeschlossen-sein mit Flucht. Bei anderen mag diese Landschaft Gefühle von Schutz und Wohlbehagen auslösen.
Interessant finde ich jedoch, dass es wissenschaftlich Studien gibt die belegen, dass Menschen — über jede Herkunft hinweg — erstaunlich übereinstimmend eine bestimmte Art von Natur als schön empfinden. Das sind offene, Savannen-artige Landschaften, mit Hügeln oder einem See.
Begründet wird das von den Forschenden damit, dass Menschen fast 2 Millionen Jahre in diesen Umgebungen lebten und diese Formen sich in unser Gehirn eingebrannt haben. Wirkliche Wildnis, unberührte Natur, mit Gestrüpp, dichten Wäldern, undurchdringlichem Unterholz ohne Wege mögen viele Menschen dagegen überhaupt nicht.
Die Landschaft, in der wir uns befinden, macht etwas mit uns, sie wirkt sich auf unsere Befinden aus.
Je nach Stimmungslage sprechen uns andere Landschaften an.
Sind wir niedergedrückt gestimmt scheinen wir eher Gegenden aufzusuchen, die uns Schutz und Halt versprechen, beispielsweise Gegenden mit Bäumen, Gebüschen oder gar Höhlen. Offenen Flächen, in denen wir durch den Wind direkt angreifbar wären, vermeiden wir in solchen Zuständen lieber — vorausgesetzt wir haben die Wahl.
Diese Ergebnisse haben Forschende der wissenschaftlichen Disziplin der Umwelt-Psychologie herausgefunden. Sie beschäftigt sich damit, wie sich Landschaften auf unser Befinden auswirken. In diesem Forschungszweig wird unter anderem untersucht, welche Landschaften wir als besonders angenehmen empfinden.
Die Ergebnisse zeigten Folgendes: „Die Kombination von grün und blau ist für den Menschen ideal. Wohlbefinden und Erholungswert sind in der Natur am höchsten, wenn wir einen grünen Wald am Ufer eines blauen Wassers erleben.“
Ist die Umgebung dabei noch gut überschaubar, leicht zu erkunden und es bieten sich somit keine Möglichkeit, dass sich „hinter der nächsten Ecke“ eine Gefahr verbirgt, können wir uns am besten entspannen.
Die Forschungsergebnisse zu den Auswirkungen von Landschaft auf uns sind erstaunlich übereinstimmend.
Auch wenn es im vergleichsweise jungen Zweig der Umwelt-Psychologie noch viel zu erforschen gibt — beispielsweise ist noch nicht klar, wie sich Geräusche und Düfte oder die Wellenlänge des Lichtes neben den Farben der Natur auf uns auswirken — untersuchten die Wissenschaftler bereits, wie Landschaften auf uns zurückwirken. Genauer, wie sich der Aufenthalt in bestimmten Landschaftsregionen auf unser Befinden auswirkt.
Erstaunlicherweise — oder auch nicht erstaunlich 😉 — gab es diesbezüglich für einige typische Landschaften übereinstimmende Ergebnisse.
In den unten verlinkten Artikeln habe ich das Wichtigste für verschiedene Landschaften kurz zusammengefasst.
Bist Du Dir erstmal bewusst, wie sich unterschiedliche Landschaften auf Dein Befinden auswirken können, kannst Du Deinen nächsten Kurzausflug oder längeren Urlaub gezielt darauf abstimmen, je nachdem was Du gerade brauchst.
Ich wünsche Dir schöne Momente in den Landschaften, die Dir guttun.
Deine
FRAU BÖRD
Vertiefe das Thema und lies, wie sich bestimmte Landschaften auf Dein Befinden auswirken.
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