Mit allen Sinnen in der Natur ankommen – mehr spüren, tiefer verbinden, wirklich da sein. Weit über das Sehen, Hören, Riechen hinaus.

Regentropfen vom gestrigen Tag schimmern noch auf den Grashalmen, als ich den Waldweg betrete. Meine Schritte werden langsamer, entspannter. Irgendwo zwischen dem Rascheln der Blätter und dem Vogelgesang passiert es – Schritt für Schritt stellt sich dieses besondere Gefühl ein: Ich bin ganz da, wirklich da, angekommen. Nicht nur im Wald, sondern bei mir.

Natur berührt auf eine Weise, die sich nicht so recht in Worte fassen lässt. Momente, in denen deutlich spürbar ist, dass da mehr ist als nur frische Luft und schöne Aussicht!

Diese Momente erschließen sich Dir vor allem dann, wenn Du mit allen Sinnen in der Natur ankommst. Dabei bedeutet „mit allen Sinnen“ weit mehr, als Du vielleicht denkst.

Wir haben weit mehr als nur fünf Sinne

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten – das sind die bekannten Fünf, die Dir vermutlich sofort einfallen, wenn ich von „mit allen Sinnen“ schreibe. Aber ist das schon alles? Reicht das aus, um zu beschreiben, was wirklich geschieht, wenn wir uns vollständig für die Natur öffnen und wirklich in ihr ankommen?

Ich glaube, wir schränken uns selbst sehr ein, wenn wir bei diesen fünf stehen bleiben. Denn wirklich in der Natur ankommen bedeutet: Du nimmst mit Deinem ganzen Wesen wahr – auch mit Deinen Gedanken und Emotionen, Deiner Atmung und Körperhaltung, Deinen inneren Bildern und Erinnerungen.

Mit Deinem ganzen Wesen wahrnehmen und ankommen

Stell Dir vor: Du stehst am Rande eines Sees. Deine Augen nehmen das Lichtspiel auf dem Wasser wahr. Deine Ohren hören das sanfte Plätschern kleiner Wellen. Deine Haut spürt die Wärme der Sonne und gleichzeitig die kühle Brise. Deine Nase riecht das Wasser, vielleicht einen Hauch von Schilf oder feuchter Erde. Und wenn Du ganz still bist, schmeckst Du sogar die Frische der Luft.

Hast Du eine Weile Deine Sinne für das geöffnet, was Dich umgibt, wirst Du feststellen: Das, was Du siehst, hörst, spürst, riechst und vielleicht auch schmeckst, wird immer intensiver und vielfältiger. Und mit der Zeit wirst Du feststellen: Da ist noch mehr! Du spürst, wie sich Dein Atem verändert. Wie sich Deine Schultern entspannen. Wie Deine Gedanken zur Ruhe kommen. 

Du fühlst Dich verbunden. Mit diesem Ort, mit diesem Moment, mit Dir selbst.

Mit allen Sinnen wahrnehmen – und weit über die Fünf hinaus

Du fühlst Dich angekommen und verbunden, indem Du – im ersten Schritt – die Natur mit Deinen fünf Sinnen intensiv wahrnimmst. Und Dich dann – allmählich – mit Deinem ganzen Wesen öffnest, für das, was in diesem Moment da ist.

Da ist zum Beispiel Dein Körpergefühl – die Art, wie Du Deine eigene Haltung spürst, wie sich Dein Rücken anfühlt, wenn Du Dich gegen einen Baumstamm lehnst. Oder wie Deine Füße und Zehen unterschiedlich den unebenen Waldboden berühren. Vielleicht stellst Du fest, dass sich Dein Körper in der Natur anders anfühlt als in geschlossenen Räumen. 

Deine Körperhaltung spricht mit der Natur. Wie Du gehst, stehst, sitzt – das alles verändert Deine Wahrnehmung. Machst Du Dich klein, nimmst Du die Natur anders wahr, als wenn Du Dich aufrichtest. Gehst Du langsam, siehst Du andere Dinge als beim schnellen Laufen.

Dein Gleichgewichtssinn hilft Dir, über Wurzeln zu balancieren oder sicher einen Hang hinunterzugehen. Er gibt Dir ein Gefühl von Stabilität und Verwurzelung, wenn Du einfach nur stillstehst.

Deine Temperaturwahrnehmung nimmt die Wärme der Sonne auf Deiner Haut und die Kühle im Schatten wahr. Und den Unterschied zwischen der Luft über einem warmen Stein und der, über einem Bach.

Wahrnehmen mit Herz, Körper und Gedanken

Je umfassender Du in der Natur ankommst, desto umfangreicher wirst Du die Veränderungen bei Dir selbst wahrnehmen.

Deine Gedanken verändern sich, wenn Du in der Natur ankommst. Sie werden langsamer, klarer und schlagen manchmal eine ganz andere Richtung ein. Erinnerungen tauchen plötzlich auf – geweckt durch einen Geruch, der Dich an Deine Kindheit erinnert oder einen Vogelgesang, der ein längst vergessenes Gefühl in Dir auslöst.

Deine Emotionen sind ebenfalls Sinne. Die Freude, die in Dir aufsteigt, wenn Du eine Blume entdeckst. Die Ehrfurcht vor einem alten Baum, die Melancholie bei einem Sonnenuntergang. Diese Gefühle sind nicht nur Reaktionen auf das, was Du siehst – sie sind eigenständige Formen der Wahrnehmung, Deiner Wahrnehmung.

Selbst Deine Atmung verändert sich und wird selbst zu einem Sinnesorgan. Nicht nur, weil Du die Luft riechst oder schmeckst. Sondern weil die Art, wie Du atmest, beeinflusst, wie Du die Natur erlebst. Ein tiefer Atemzug hilft Dir, Dich zu öffnen. Ein bewusster Atemrhythmus verbindet Dich mit dem Rhythmus der Natur.

Natur wird zum Spiegel, wenn das Außen im Inneren nachklingt

Und schließlich sind da noch innere Bilder, die – ausgelöst durch die Situation, in der Du Dich befindest – entstehen: Bilder, Filme und Assoziationen, die in Dir aufsteigen. Vielleicht siehst Du einen Baum und plötzlich entsteht in Dir das Bild von Wurzeln, die tief in die Erde reichen. Oder Du hörst Wasser plätschern und vor Deinem inneren Auge entsteht ein ganzer Fluss.

Deine innere Haltung zu dem, was Du erlebst, färbt alles ein. Ob Du neugierig oder ängstlich bist, ob Du Dich öffnest oder verschließt, ob Du urteilst oder einfach nur da bist – das alles beeinflusst, was Du wahrnimmst und wie Du es wahrnimmst.

Alles ist miteinander verbunden – wenn Deine Sinne zusammenfließen

Das Wunderbare ist: All diese verschiedenen Arten der Wahrnehmung wirken zusammen. Dein Atem beeinflusst Deine Gefühle. Deine Körperhaltung verändert Deine Gedanken. Die Temperatur auf Deiner Haut verändert Deinen Atemrhythmus. Der Geruch von Tannennadeln weckt Erinnerungen.

Die Grenzen zwischen Deinen Sinnen verschwimmen. Du hörst nicht nur das Rauschen eines Baches, Du siehst es auch. Nicht mit den Augen, sondern als innere Bewegung, als Fließen in Dir. Du riechst nicht nur den Duft einer Blume, Du spürst ihn auch auf Deiner Haut, in Deinem Herzen.

Mehr als die Summe der Teile – eine neue Tiefe des Wahrnehmens

Dieses Zusammenfließen der Sinne öffnet eine neue Dimension der Naturerfahrung. Plötzlich ist da nicht mehr nur Sehen plus Hören plus Riechen – da ist eine Gesamtwahrnehmung, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. 

Vielleicht hast Du diese Dimension der Naturerfahrung schon selbst erlebt?

Du stehst in einem Wald und plötzlich nimmst Du nicht mehr einzelne Bäume wahr, sondern den ganzen Wald als miteinander verbundenen Organismus, als Atmosphäre, als Energie.
Du hörst nicht mehr einzelne Vogelstimmen, sondern die Musik des Waldes.
Du riechst nicht mehr einzelne Düfte, sondern den Atem der Natur.

In solchen Momenten spürst Du, dass Du nicht getrennt von der Natur bist, sondern Teil von ihr. Deine Sinne werden zu Brücken, die Dich mit allem verbinden, was um Dich herum lebt und atmet.

Deine eigene Sinneswelt entdecken – so einzigartig wie Du selbst

Wenn ich von „mit allen Sinnen“ schreibe, meine ich genau dies: Diese ganze, komplexe, wunderbare Art, wie Du die Natur wahrnimmst. Nicht nur mit Augen und Ohren, sondern mit Deinem ganzen Wesen.

Das Schöne daran: Jeder Mensch hat seine eigene Art, die Natur zu erleben.

Vielleicht bist Du besonders sensibel für Temperaturen.
Vielleicht reagierst Du stark auf Gerüche.
Vielleicht sind es die inneren Bilder, die bei Dir besonders lebendig werden.

Es gibt dabei kein Richtig oder Falsch. Es gibt nur Deine ganz persönliche Art, die Natur zu erleben. Und je mehr Du Dich darauf einlässt, desto reicher wird Deine Naturerfahrung.

Jeder Deiner Sinne – ein Tor zu Dir selbst

Jeder Deiner Sinne kann zu einem Tor werden. Nicht für ein spirituelles Erlebnis oder für eine besondere Erkenntnis, die Du erlangen sollst. Auch nicht für einen Zustand, den Du erreichen müsstest. Sondern als Tor zu dem, was bereits da ist: zu Deiner eigenen Klarheit, Deiner inneren Weite, Deinen lebendigen Wegen.

Ausgelöst durch den Geruch von Kiefernharz, der Dich plötzlich an einen wichtigen Moment in Deinem Leben erinnert.  Weil Du das Moos unter Deinen Fingern fühlst, das Dich zu einer Antwort führt, nach der Du gesucht hast. Oder das Zwitschern der Vögel hörst, das Dich daran erinnert, dass es völlig in Ordnung ist, einfach nur da zu sein.

Offen. Gegenwärtig. Da.

„Mit allen Sinnen“ bedeutet: Offen für alles sein, was in Dir geschieht, wenn Du in der Natur ankommst.
Für die großen und die kleinen Wahrnehmungen.
Für die Offensichtlichen und die Subtilen.
Für die Körperlichen und die Emotionalen.
Für die Bewussten und die Unbewussten.

Du musst dabei nichts Besonderes tun. Du brauchst keine Technik lernen, keine Übung perfektionieren, kein Ziel erreichen. Sei einfach da! Aufmerksam, offen, gegenwärtig.
Mit allen Sinnen, mit Deinem ganzen Wesen.

Ich wünsche Dir viel Freude beim Ankommen mit allen Sinnen.
Deine
FRAU BÖRD

Möchtest Du wissen, was es heißt, wirklich in der Natur anzukommen – innerlich wie äußerlich?

→ Dann lies hier weiter: In der Natur ankommen – was es wirklich heißt, da zu sein.


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