In meinem Artikel „Mit allen Sinnen in der Natur ankommen – mehr spüren, tiefer verbinden, wirklich da sein. Weit über das Sehen, Hören, Riechen hinaus“ hast Du erfahren, dass mit allen Sinnen weit mehr bedeutet als nur die bekannten fünf Sinne. 

Aber was bedeutet es eigentlich, in der Natur anzukommen? Einfach nur vor Ort sein? Von der Natur umgeben sein?

Auf den Unterschied, ob Du einfach nur da bist oder wirklich ankommst, gehe ich in diesem Artikel ein.Denn je nachdem wie Du Dich in die Natur begibst, wie Du dort „bist“ und wie weit Du Dich für die wohltuende Kraft der Natur öffnest, entscheidet darüber, ob Deine Naturerfahrung eher oberflächlich erfrischend bleibt oder Dich wirklich tiefer berührt.

In der Natur ankommen – mehr als einfach nur draußen sein

Du kennst das sicher: Du gehst raus in die Natur, läufst durch den Wald oder sitzt auf einer Bank am See. Dein Körper ist da, Deine Füße berühren den Boden, Deine Augen sehen Bäume und Himmel. Aber irgendwie bist Du trotzdem nicht wirklich da. Deine Gedanken kreisen noch um das Gespräch von heute Morgen, um die ToDo-Liste für morgen, um das, was Du hättest anders oder besser machen sollen.

Draußen in der Natur sein ist einfach – Du gehst raus, und schon bist Du dort. Aber bist Du dann auch schon ankommen? Das ist etwas anderes.

Wenn Du merkst, dass Du wirklich da bist – der Moment, in dem Ankommen geschieht

Ob Du „in der Natur angekommen bist“ merkst Du meist erst, wenn es schon so weit ist. Du spürst, wie sich etwas in Dir entspannt, als würde eine Tür aufgehen. Plötzlich bist Du nicht mehr der Mensch, der hastig durch den Wald läuft, um „mal eben frische Luft zu schnappen“. Du bist da, ganz da.

Vielleicht passiert es, wenn Du stehen bleibst und plötzlich bemerkst, wie der Wind durch die Blätter weht. Oder wenn Dein Atem sich von selbst verlangsamt. Oder wenn Du merkst, dass Du schon eine ganze Weile nichts gedacht hast – Du warst einfach nur da, aufmerksam, gegenwärtig.

„Ankommen“ lässt sich nicht erzwingen. Er passiert, wenn er passiert. Manchmal nach fünf Minuten, manchmal erst nach einer Stunde. Und manchmal auch gar nicht. Das ist völlig in Ordnung.

Wenn alles in Dir zur Ruhe kommt – Körper, Gedanken, Gefühle

Ankommen ist nicht nur körperlich. Es ist ein Ankommen mit allem, was Du bist:

Dein Körper kommt an, wenn er aufhört, Spannung zu halten. Wenn Deine Schultern sich senken, Dein Kiefer sich entspannt, Dein Gang sich verändert. Wenn Du merkst, dass Du nicht mehr funktionierst, sondern einfach bist.

Deine Gedanken kommen an, wenn sie aufhören, sich zu jagen. Wenn das ständige Bewerten, Planen und Analysieren leiser wird. Wenn Du nicht mehr darüber nachdenkst, was Du noch alles erledigen musst oder hättest besser machen können, sondern einfach da bist, ohne Kommentar.

Deine Gefühle kommen an, wenn sie Raum bekommen. Wenn Du nicht mehr versuchst, fröhlich oder entspannt zu sein, sondern fühlst, was wirklich da ist. Vielleicht Traurigkeit, vielleicht Freude, vielleicht einfach nur eine tiefe Ruhe.

Wie erkennst Du, ob Du „angekommen“ bist?

Oft ist es ein körperliches Signal: ein tieferer Atemzug, ein Seufzer der Erleichterung, ein Gefühl von „Ach, da bin ich ja!“. Manchmal ist es eine veränderte Zeitwahrnehmung – die Zeit scheint langsamer zu werden oder Du vergisst sie ganz. Es kann auch ein überraschender Anblick sein, wie das Eichhörnchen, das plötzlich nahe vor Dir Deinen Weg kreuzt und Dir – einfach so – ein echtes Lächeln ins Gesicht zaubert.

Vor allem aber merkst Du es daran, dass Du aufhörst, zu müssen oder zu sollen. Du musst nichts mehr erledigen oder unbedingt anschauen – auch nicht in Gedanken. Du hast nicht mehr das Gefühl, etwas tun oder Dich auf irgendeine Weise verhalten zu sollen. Du erlaubst Deinem Körpergefühl zu folgen – egal ob Du Dich schnell oder langsam bewegst, Dich hinsetzt oder hinlegst oder einfach nur an einen Baum gelehnt stehen bleibst.

Du willst nichts mehr von diesem Moment, als er Dir sowieso gibt, nichts hinzufügen, nichts verändern. Du bist einverstanden mit dem, was ist: mit Dir, mit diesem Ort, mit diesem Augenblick. Du wehrst oder verweigerst Dich nicht mehr.

Ankommen ist ein Geschenk, kein Ziel

Das Besondere am Ankommen ist: Es lässt sich nicht als Ziel setzen. Du kannst nicht beschließen: „So, jetzt komme ich mal an.“ Je mehr Du es willst, desto schwieriger wird es. Ankommen ist ein Geschenk, das Dir die Natur und der Moment machen – wenn Du bereit bist, es anzunehmen.

Doch wenn Du „angekommen bist“, geschieht etwas Faszinierendes: Deine Sinne werden schärfer, feiner, präziser. Es ist, als würdest Du eine neue Brille aufsetzen oder als würde jemand die Lautstärke höher drehen.

Plötzlich hörst Du Vogelstimmen, die vorher im Hintergrundrauschen untergegangen sind. Du riechst verschiedene  Düfte – nicht nur Waldgeruch, sondern feuchte Erde, Moos, Harz, verwelkte Blätter, jeden Geruch für sich und doch alle zusammen. Du spürst Luftbewegungen und Temperaturunterschiede auf Deiner Haut, die Du vorher gar nicht bemerkt hast.

Aber es ist nicht nur so, dass Du mehr wahrnimmst, Du nimmst auch anders wahr. Deine Wahrnehmung wird weicher, offener, weniger bewertend. Diese veränderte Aufmerksamkeit beeinflusst auch, wie die Natur auf Dich wirkt. Es ist, als würde sie merken, dass Du wirklich da bist und sich Dir öffnen. Tiere werden weniger scheu, Pflanzen scheinen präsenter, die ganze Atmosphäre wird lebendiger.

Ankommen ist ein Geschenk. Deshalb ist es auch völlig in Ordnung, wenn Du manchmal draußen bist und nicht ankommst. Wenn Deine Gedanken weiter kreisen, wenn Du unruhig bleibst. Auch das gehört dazu. Ankommen ist kein Leistungssport. Denn es gibt viele Dinge, die Dich, oft ganz unbemerkt, vom Ankommen abhalten.

Was hält Dich vom Ankommen ab?

Es ist ein seltsames Phänomen: Du gehst hinaus in die schönste Natur, an einen Ort, der eigentlich alles bietet für eine tiefe, verbundene Erfahrung – und trotzdem passiert nichts. Du bleibst innerlich unruhig, abgelenkt, irgendwie getrennt von dem, was Dich umgibt. Warum ist das so? Was steht eigentlich zwischen Dir und diesem Ankommen?

Gedankenkarussell im Kopf – wenn der Wald nicht bei Dir ankommt

Der größte Verhinderer des Ankommens ist oft Dein eigener Kopf. Diese ständig ratternde Denkmaschine, die auch in der schönsten Natur nicht stillsteht. Da kreisen die Gedanken um das Gespräch von heute Morgen, um die Termine der nächsten Woche, um all das, was noch erledigt werden muss.

Ich sollte eigentlich entspannen“, denkst Du, während Du durch den Wald gehst. „Das hier ist doch schön. Warum kann ich das nicht einfach genießen?“ Und schon bist Du wieder im Kopf, analysierst und kommentierst Deine Erfahrung, anstatt sie einfach nur zu machen und zuzulassen.

Manchmal sind es auch die kleinen, praktischen Gedanken: „Wie spät ist es eigentlich? Wann muss ich zurück? Habe ich die Haustür abgeschlossen?“ Diese scheinbar harmlosen Gedanken können wie unsichtbare Fäden sein, die Dich zurück in den Alltag ziehen, auch wenn Dein Körper noch im Wald steht.

Oder es ist die innere To-Do-Liste, die sich meldet: „Ach, ich könnte ja gleich noch einkaufen gehen, wenn ich zurück bin.“ Da sind die Sorgen, die sich einschleichen: „Hoffentlich ist mit den Kindern alles in Ordnung.“ Da ist das schlechte Gewissen: „Eigentlich sollte ich arbeiten, anstatt hier rumzulaufen.

Diese inneren Stimmen sind vollkommen menschlich und oft so vertraut, dass wir sie gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Sie laufen im Hintergrund und verhindern, dass wir wirklich ganz da sind. Auch das ist menschlich und kein Grund, sich darüber auch noch aufzuregen.

Strebe nicht an, einen leeren Geist wie eine buddhistische Nonne haben zu wollen – das braucht zum einen jahrelanges Training und ist zum anderen gar nicht nötig. Wichtig ist einzig und allein, dass Du Deine Gedanken wahrnimmst und bewusst aus dem sich kreisenden Karussell aussteigst. Und auch das erfordert Übung. Sei also nicht zu streng mit Dir.

Zeitdruck im Gepäck – wenn innere Uhren den Moment stören

Wir nehmen oft unsere Beziehung zur Zeit mit hinaus in die Natur. „Ich habe jetzt eine Stunde für den Waldspaziergang“, denken wir. „In einer Stunde muss ich entspannt und erfrischt zurückkommen.“ Als wäre die Natur ein Dienstleister, der in einer bestimmten Zeit ein bestimmtes Ergebnis zu liefern hätte.

Dieser unsichtbare Zeitdruck macht echtes Ankommen fast unmöglich. Denn Ankommen braucht die Zeit, die es braucht – es geht nicht auf Knopfdruck. Es lässt sich nicht planen, nicht erzwingen, nicht in einen Terminkalender eintragen. Manchmal geschieht es in fünf Minuten, manchmal erst nach Stunden – und manchmal gar nicht.

Wenn wir mit der inneren Uhr in der Natur sind, verpassen wir oft die kleinen Momente, in denen sich das Ankommen ankündigt. Wir sind zu beschäftigt damit zu überprüfen, ob wir schon „da“ sind, anstatt einfach da zu sein.

Erwartungen an die Natur – und warum sie Dich gerade deshalb nicht erreicht

Jetzt gehe ich mal raus und entspanne mich“, „Das wird mir guttun“, „Ich brauche das jetzt wirklich“ – kennst Du solche Gedanken? Diese Erwartungen sind verständlich, aber sie können wie unsichtbare Barrieren wirken.

Wenn wir erwarten, dass die Natur uns heilen, entspannen oder inspirieren soll, machen wir sie zu einem Werkzeug für unsere Zwecke. Wir sind dann nicht wirklich offen für das, was ist, sondern suchen nach dem, was wir brauchen oder wollen.

Die Natur öffnet sich eher, wenn wir ohne Agenda kommen. Wenn wir bereit sind zu empfangen, was auch immer sich zeigen möchte – auch wenn es nicht das ist, was wir uns vorgestellt haben.

Und dann ist da noch das Bedürfnis, etwas leisten zu müssen. Wir sind so daran gewöhnt, ja sogar darauf programmiert, ständig etwas zu tun, zu leisten, zu produzieren, dass das einfache Sein in der Natur ungewohnt, fast beunruhigend werden kann. „Ich kann doch nicht einfach nur hier sitzen“, denkt ein Teil von uns, „das ist Zeitverschwendung.

Also fotografieren wir, sammeln Steine oder Kastanien, pflücken Blumen, suchen nach dem perfekten Aussichtspunkt. Nicht, weil wir das wirklich wollen, sondern weil das Nichtstun so ungewohnt ist.

Aber echtes Ankommen geschieht gerade im Moment des Nicht-Tuns. Im einfachen Da-Sein, ohne Zweck, ohne Ziel, ohne etwas zu produzieren oder zu erreichen.

Sei aufmerksam für das, was Dich innerlich steuert.

Natürlich gibt es auch die offensichtlichen äußeren Störungen: Das Handy klingelt oder vibriert, andere Menschen unterhalten sich so angeregt, dass Du jedes Wort auch aus der Entfernung verstehst, der Lärm der Zivilisation dringt trotz des Waldes tief in Dein Ohr. Ich zum Beispiel kann in „meinem“ Wald nicht ankommen, wenn alle 30 Sekunden ein Flugzeug über mich hinweg donnert. 

All das sind störende äußere Einflüsse, oft aber sind es die inneren Ablenkungen, die hartnäckiger sind. Denn all die oben genannten inneren Hindernisse haben etwas gemeinsam: Sie entstehen durch unsere gewohnten Muster des Denkens und Seins. Muster, die im Alltag durchaus sinnvoll sein können, die uns aber vom Ankommen in der Natur abhalten.

Du musst nichts bekämpfen – nur bemerken

Das Schöne ist: Du musst diese Muster nicht bekämpfen oder mit Gewalt abstellen. Es reicht, wenn Du sie bemerkst. Wenn Du freundlich wahrnimmst: „Ach, da sind wieder die Gedanken an morgen.“ oder „Aha, ich reagiere schon wieder.

Je öfter Du diese Muster erkennst, desto weniger Macht haben sie über Dich. Und desto öfter wirst Du Momente erleben, in denen Du sie einfach loslassen kannst – und wirklich ankommst.

Wenn das passiert – wenn Du plötzlich merkst, dass Du wirklich da bist, ganz und vollständig – dann spürst Du, warum „mit allen Sinnen in der Natur ankommen“ so viel mehr ist als nur draußen sein.

Es ist die Rückkehr zu Dir selbst. Zu dem Teil von Dir, der immer da ist, aber im Alltag oft überhört wird. Du gehst hinaus, öffnest Dich für das, was da ist, und lässt geschehen, was geschehen möchte. Du vertraust darauf, dass die Natur und Deine Sinne Dich führen werden – zu dem, was Du brauchst, zu dem, was für Dich wichtig ist.

Und genau das ist der Schlüssel:

Nicht suchen, sondern Dich finden lassen.
Nicht tun, sondern sein.
Nicht erreichen wollen, sondern empfangen.
Deine
FRAU BÖRD

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