Ich folge einer sanft welligen Allee, hindurch zwischen alten Eichen, Buchen und Kastanien. Unterbrochen von dem ein oder anderen Haselnussstrauch. Vor mir tanzt ein Mosaik aus hellen Sonnenflecken auf dem Asphalt, als ich eine kleine Anhöhe hinauf radle.

Auf einer Wiese mache ich Halt und breite unter einer jahrhundertealten Kastanie meine Picknickdecke aus. Von hier kann ich auf den See hinabschauen, nur an ein paar Stellen sehe ich das Wasser, ansonsten ist alles grün. Keine Häuser, keine Straßen, direkt vor mir eine Pferdekoppel, über die die Schwalben hinweg flitzen. Lediglich in der Ferne sehe ich drei sich drehende Windräder, von den vereinzelten roten Backsteinhäuschen hinter mir, bekomme ich nichts mit. Die Zivilisation scheint sehr weit weg zu sein.

Vom See weht eine leichte, warme Brise zu mir hoch, trocknet den Schweiß auf meiner Stirn und trägt das Lachen der badenden Kinder herbei. Keine Wolke am Himmel, nur ein paar feine Schleierwolken wie ein feines, weiches Tuch. Idylle pur und ein herrliches Sommergefühl. Wie kostbar solche Momente sind, wird mir bewusst, als ich daran denke, dass gleichzeitig im Süden Europas die Wälder brennen und Menschen in den Flammen sterben, beim Versuch, die Feuer zu löschen. Umso dankbarer bin ich für diese friedliche Ecke.

Auf dem Rücken liegend lese ich, während die Schwalben zwitschernd über mir kreisen, hoch hinauf fliegen und dann wieder hinunter stechen, die Mücken jagend. Es hört sich nicht nur so an, als würden sie sich unterhalten. Manchmal denke ich, sie lachen. Warum auch nicht, hier scheint es noch genügend Fliegen zu geben, die sie satt machen. Geschwätzig lassen sie sich auf den obersten Ästen einer Kastanie nieder. Ob sie ihren baldigen Abflug besprechen? Und den Jungen aus diesem Jahr die Route erklären? Oder sich einfach nur vor dem langen Flug noch einmal austauschen?

Ein metallisches Tröten lässt mich aufhorchen, ich setze mich auf. Das kann doch nicht wahr sein. Ich muss mich verhört haben. Doch dann erschallt es wieder und ich bin mir sicher, es sind Kraniche. Ich traue meinen Ohren nicht, das hätte ich mir nie erträumt.

Sie beginnen sich zu unterhalten, abzustimmen, und ihre tiefen, durchdringenden Rufe werden häufiger. Ich denke noch, die werden sich doch nicht für den Abflug bereit machen, und schon sehe ich sie tatsächlich aus den Bäumen unten am See heraufsteigen, ihre langen Hälse gestreckt, ein Paar. 

Vor Begeisterung springe ich auf, ein breites Lachen im Gesicht. Ich halte den Atem an und sehe ihnen zu, wie sie aufliegen, kreisen, sich erheben. Erst sind ihre Flügelschläge noch hastig, sie müssen sich anstrengen und suchen nach Thermik, die sie höher hinaufträgt. Dann werden sie leichter, rhythmischer, müheloser. Bald schwingen ihre Flügel im Einklang und sie beginnen zu schweben.

Ich kann mein Glück kaum fassen, lasse mich mit ihnen hinauftragen, kreisend, hoch über dem See zwischen den Wäldern. Auch als sie aus meinem Blick verschwinden, reißt meine Verbindung zu ihnen nicht ab. Ihre Leichtigkeit und Eleganz im Flug fasziniert mich, wie sie sich aufeinander abstimmen und in Verbundenheit Seite an Seite durch die Lüfte gleiten – das trage ich in meinem Herzen weiter.


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