Flattern dir auch schon Schmetterlinge vor der Nase herum? Mir sind im April schon einige begegnet. Und einer besonders bunter hat sich letztens, als ich ganz ruhig und entspannt im Feld saß, sogar auf meinem Bein niedergelassen. Das war ein schönes Erlebnis, das mich sehr gefreut hat.
Als einer der Ersten in jedem Frühjahr ist meist der Zitronenfalter unterwegs. Kaum ist es ein bisschen warm, sieht man sie herumflattern. Wenn ich ihn beobachte, läuft mir immer das Wasser im Mund zusammen. Natürlich nicht, weil ich ihn essen will … 😉 , sondern weil ich durch diesen leuchtend gelbgrünen Falter an Zitronen erinnert werde. Und dann passiert automatisch, was bei allen Menschen passiert: Allein die Vorstellung einer Zitrone löst vermehrten Speichelfluss aus.
Wusstest Du nicht? Dann denk doch jetzt mal an eine Zitrone und spüre in Deinem Mund nach. Na? Feuchter geworden? 😉
Dieses kleine Experiment zeigt etwas Faszinierendes: Unser Körper reagiert auf Dinge, die wir uns nur vorstellen. Genauso verhält es sich mit der Natur um uns herum – vieles wirkt auf uns, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen.
Was die Natur in uns auslöst – ganz ohne unser Zutun
Vieles, was uns in der Natur begegnet und dazu beiträgt, dass wir uns wohler, entspannter und fröhlicher fühlen, läuft ab, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen können. Es passiert ohne unser Zutun und ohne dass wir es direkt spüren können – es sei denn, unsere Sinne sind sehr gut geschult, aber auch dann ist es schwierig.
Zum Beispiel die sogenannten „Terpene“. Das sind Botenstoffe der Bäume, die sie untereinander austauschen, um sich über bestimmte Dinge, wie den Angriff von Fressfeinden, zu informieren. Bäume können diese chemischen Moleküle „riechen“. Unsere Nase kann das nicht (mehr – vielleicht konnten unsere Vorfahren es noch).
Mittlerweile hat man herausgefunden, dass es unter anderem diese Terpene sind, die zu unserem Wohlbefinden bei Waldspaziergängen erheblich beitragen. Wir können diese Botenstoffe einatmen, aber auch über die Haut aufnehmen. Sie stärken unser Immunsystem und wirken entzündungshemmend.
Die Erkenntnis, dass der Aufenthalt im Wald uns guttut, hat in Japan schon vor einigen Jahrzehnten dazu geführt, dass das dort entwickelte Konzept des „Waldbadens“ von Ärzten auf Rezept verschrieben wird.
Unsichtbar, aber wirksam: was ein Glücksbakterium in der Erde alles kann
Mittlerweile werden die positiven und wohltuenden Aspekte des „in der Natur seins“ immer umfangreicher untersucht. Daher weiß man heute, dass Gärtnern gut für unser Wohlbefinden ist.
Okay, dies allein ist an sich vielleicht noch nicht die bahnbrechende Neuheit – das spüren viele Menschen auch intuitiv. Neu ist dagegen, dass Forschende herausgefunden haben, woran das liegt: an einem weder seh-, hör- noch riechbaren und vermutlich auch nicht schmeckbaren Bakterium namens Mycobacterium vaccae. Mit ihm kommen wir direkt in Berührung, wenn wir in der Erde herum ackern.
Forschende der renommierten University of Bristol haben in mehreren Studien nachgewiesen, dass dieses freundliche Bakterium, das häufig im Erdboden vorkommt, Gehirnzellen aktiviert, die das Glückshormon Serotonin produzieren. Sehr verkürzt gesagt sorgt dieses Bakterium dafür, dass der Level des Stresshormons Cortisol in uns sinkt, während es uns gleichzeitig hilft, mehr Serotonin zu bilden.
Wie das deutsche Wissenschaftsmagazin Scinexx unter der Überschrift: „Dreck macht glücklich“ berichtet, „aktiviert das Bakterium offenbar selektiv Zellen im Gehirn, die das Hormon Serotonin ausschütten“. Die Forscher konnten zeigen, dass die Behandlung mit Mycobacterium vaccae zu erhöhter Serotoninproduktion im präfrontalen Kortex führt – jenem Gehirnbereich, der für Stimmungsregulation und kognitive Funktionen zuständig ist.
Spannend, oder? Wieder etwas, was unbemerkt in uns vorgeht, ohne dass wir es steuern können.
Mit allen Sinnen in der Erde – was Gartenarbeit in uns bewirkt
Das Glücksbakterium ist nur ein Baustein im großen Puzzle der wohltuenden Wirkung der Gartenarbeit. Wenn Du Dich in der Erde betätigst, profitierst Du von einer ganzen Reihe positiver Effekte:
Körperliche Aktivität in der frischen Luft bringt Deinen Kreislauf in Schwung und versorgt Dich mit wertvollem Vitamin D durch die Sonneneinstrahlung. Die moderate Bewegung beim Graben, Pflanzen und Pflegen stärkt Deine Muskulatur und fördert die Durchblutung.
Der Rhythmus der Natur wirkt entschleunigend auf unser oft hektisches Leben. Du kannst nicht erzwingen, dass eine Pflanze schneller wächst – Du lernst, geduldig zu sein und Vertrauen in natürliche Prozesse zu entwickeln. Diese Entschleunigung überträgt sich wohltuend auf andere Lebensbereiche.
Das Erleben von Wachstum und Entwicklung erfüllt uns mit tiefer Zufriedenheit. Wenn aus einem winzigen Samen eine kräftige Pflanze wird, wenn aus einer Blütenknospe eine prächtige Blüte entsteht, dann erlebst Du Schöpfung hautnah mit. Das nährt etwas Grundlegendes in uns.
Die Verbindung zur Erde erdet Dich im wahrsten Sinne des Wortes. Deine Hände in der Erde, der direkte Kontakt zu diesem lebendigen Element, das alles Leben nährt – das berührt etwas Ursprüngliches in dir.
Erde berühren, Gedanken beruhigen – wie Gartenarbeit Dich im Jetzt verankert
Womit wir diese vielfältigen positiven Aspekte noch verstärken können, ist: Es so bewusst wie möglich zu machen. Also, indem wir beim Gärtnern all unsere Sinne einsetzen. Die bewusste Wahrnehmung verstärkt alle positiven Effekte der Gartenarbeit. Wenn Du langsam mit bloßen Händen durch die Erde fährst, wenn Du bewusst den Duft der feuchten Erde einatmest, wenn Du das Rascheln der Blätter hörst – dann wird aus der einfachen Gartenarbeit eine Erfahrung im Hier und Jetzt.
In dieser Bewusstheit liegt der Schlüssel zu Deinem eigenen Weg der Naturverbindung. Du lernst, auf die subtilen Signale Deines Körpers zu hören, spürst, was Dir guttut, und entwickelst Vertrauen in Deine eigene Wahrnehmung.
Riechen, fühlen, schmecken – warum Deine Sinne der Schlüssel zur Naturverbindung sind
Wenn Du also das nächste Mal gärtnerst, nutze all Deine Sinne: rieche, höre, schaue, spüre, und wenn Du Lust hast, schmecke auch.
Meine Oma (Jahrgang 1913) hat immer gesagt: „Dreck macht Speck“. Ich glaube, sie wusste, wovon sie sprach. Sie ist in einer Zeit geboren und aufgewachsen, in der Lebensmittel noch nicht im Überfluss vorhanden und häufig sogar Mangelware waren.
Ich möchte Dich nicht auffordern, mal genüsslich eine Handvoll Erde zu essen. Schließlich weiß ich ja nicht, wo und „in was“ Du herum buddelst. Aber vielleicht bist du ja neugierig und leckst mal ganz vorsichtig an Deinen erdigen Händen?
Wo das Glücksbakterium auf Dich wartet – Balkon, Gemeinschaftsgarten oder Fensterbank
Solltest Du keinen eigenen Garten haben, geht das natürlich auch in Feld, Wald und Flur. Von industriell genutzten landwirtschaftlichen Äckern mal abgesehen (vermutlich ist da zu viel Gift drauf) findest Du sicher die ein oder andere Stelle, an der die kleinen Helferlein in Bakterienform Dich wohlfühlen lassen.
Kleiner Raum, große Wirkung – Erde auf Balkon und Fensterbank
Selbst Blumenerde in einem Balkon-Kasten oder -Topf hat diesen Effekt (aber bitte nur torffreie Blumenerde verwenden). Das Mycobacterium vaccae ist in fast jeder natürlichen Erde zu finden – Du brauchst also keinen riesigen Garten, um in den Genuss des Glücksbakteriums zu kommen.
Urban Gardening auf kleinstem Raum kann genauso wirksam sein wie ein großer Garten. Ein paar Töpfe mit Kräutern auf der Fensterbank, ein kleines Hochbeet auf dem Balkon, ein gemeinsamer Garten im Hinterhof – überall dort, wo Deine Hände Kontakt zur Erde haben, wartet das Glücksbakterium auf Dich.
Gemeinsam gärtnern – wenn Erde verbindet
Gemeinschaftsgärten sind eine wunderbare Möglichkeit, wenn Dir der Raum für eigene Gartenprojekte fehlt. Oder Du schließt Dich einer solidarischen Gärtner-Gemeinschaft an. Es gibt davon immer mehr, und oft entstehen dabei auch schöne Verbindungen zu Menschen, die ähnliche Werte teilen.
Das Schöne daran: Du brauchst keine besonderen Kenntnisse, kein teures Equipment, keine Kurse. Du brauchst nur die Bereitschaft, Dich auf die Erde einzulassen, Deine Hände schmutzig zu machen und zu spüren, wie gut Dir dieser ursprüngliche Kontakt tut.
Die Erde ist da und hält dieses Geschenk für uns bereit. Du musst nur Deine Hände hineinstecken und spüren, wie sich etwas in Dir entspannt und öffnet.
Sei gegrüßt,
Deine
FRAU BÖRD
Wissenschaftliche Quellen: